Im November wurde es musikalisch bei den International Friends Dresden. Prof. Andreas Baumann, Prorektor für künstlerische Praxis an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden stellte die Frage „Bringen uns ausländische Künstlerinnen und Künstler die abendländische Kultur zurück?“. In einem spannenden Vortrag erläuterte er dabei die Bedeutung vor allem asiatischer Musikerinnen und Musiker für unsere Kultur. Zwei seiner Studenten vervollständigten dabei den Abend mit einer musikalischen Darbietung an Klavier und Violine.
„Integration statt Isolation“, so Baumann, sei seine Prämisse. „[..] Bei der Besetzung von Orchestern und Chören zählt ausschließlich das Können. Diese Entscheidungen werden unabhängig von Nationalität und Alter getroffen“.
Täglich erlebt Prof. Baumann an der Hochschule für Musik hautnah, was Internationalität bedeutet. Das ist in sofern nicht verwunderlich, denn seit zehn Jahren ist der Anteil an nicht-deutschen Musikern nationaler Orchester um 25 Prozent gestiegen. Auch die Zahl aus dem Ausland kommender Studierender steigt stetig. Seit 2004/2005 ist der Anteil ausländischer, an der Hochschule für Musik Dresden immatrikulierter Studenten von 26 auf 41 Prozent gestiegen.
Doch das sind nur Zahlen und Fakten. Prof. Baumann selbst bekennt sich eindeutig zu Internationalität und Toleranz. „Musik ist die Sprache, die auf der gesamten Welt verstanden wird. Dabei geht es weniger um das, was wir in Musik interpretieren, als das, was wir dabei empfinden.“ Um unsere Traditionen erhalten zu können ist eine internationale Weiterreichung scheinbar unerlässlich. So bringen uns asiatische Musiker unsere abendländische Kultur schließlich und endlich wirklich zurück.
Die Internationalität in der Musik ist allerdings keine Erscheinung der heutigen Zeit. Die großen europäischen Komponisten waren ebenfalls stets auf Reisen und sammelten ihre Erfahrungen länderübergreifend. Carl Maria von Weber wurde in Schleswig-Holstein geboren und arbeitete im Laufe seines Lebens in Breslau, Dresden und London. Richard Wagner wurde in Leipzig geboren und verbrachte seine Jahre unter anderem in Prag, Riga, Paris, Dresden, Zürich, Wien, Moskau, Budapest, Bayreuth und Venedig. Schon damals war der kulturelle Austausch also äußerst bedeutsam.
Hoch anzurechnen sei den aus dem Ausland kommenden Anwärtern vor allem all das, was sie für ein Studium in Deutschland auf sich nehmen, so Baumann weiter. Dazu kommen noch Einstiegsbedingungen und Prüfungen, die für sie deckungsgleich mit denen deutscher Studenten sind. Wenn sich nach all den Herausforderungen, die ein Studium für den musikalischen Bereich mit sich bringt, herausstellt, dass Koreaner, Chinesen, Ukrainer oder andere nicht-deutsche Absolventen in Ihrem Können überragender sind, als all die anderen, so ist es auch legitim, wenn diese uns unsere abendländische Kultur zurückbringen. Das gibt uns wiederum die Möglichkeit darüber nachzudenken, welche Stellung diese Kultur heutzutage noch bei uns einnimmt und welche sie einnehmen sollte.